Arzneimittel-Interaktionen mit Nahrungs- und Genussmitteln
Arzneien werden bevorzugt bei Mahlzeiten eingenommen. Zumeist sind aber den Patienten die dabei entstehenden Reaktionen unbekannt.Beipackzettel warnen oft nur davor, Medikamente zusammen mit Alkohol zu konsumieren, da dieser die Wirkung vervielfacht oder stört. Weniger bekannt ist jedoch, dass auch Nahrungsmittel einen Einfluss auf die Aufnahme von Arzneistoffen haben. Einerseits beschleunigen oder verzögern Verdauungsprozesse die Bioverfügbarkeit der Substanzen, daher ist es wichtig, zu beachten, ob das Präparat mit einer Mahlzeit oder zeitlich verschoben dazu eingenommen werden soll. Auf diese direkten Effekte der Nahrung soll im Folgenden nicht weiter eingegangen werden. Andererseits kann es zu direkten Reaktionen zwischen Nahrungsmittelbestandteilen und Medikamenten kommen. Beispielsweise können sich koffeinhaltige Getränke manchmal negativ auf die Wirkung von Medikamenten auswirken. Fachleute sprechen in diesen Fällen von Interaktionen. Zu den koffeinhaltigen Getränken gehören neben Kaffee, Schwarztee und Cola-Getränken vor allem auch verschiedene Energy-Drinks, die im Körper von bestimmten Enzymen abgebaut werden und dadurch den Abbau bestimmter Arzneimittel hemmen.
Die Rolle der Zytochrome
Zytochrome (Cytochromes P450, CYP) sind Enzyme, die beim Menschen für die Biotransformation von vielen körpereigenen und körperfremden Substanzen von großer Bedeutung sind. Koffein wird über ein bestimmtes Zytochrom (das CYP1A2) abgebaut und kann daher die Metabolisierung (Verstoffwechslung) anderer CYP1A2 Substrate hemmen. Bekannt sind zum Beispiel Theophyllin und andere Xanthine, mehrere Antidepressiva und Neuroleptika. CYP1A2 wird auch von Kohlenwasserstoffverbindungen im Tabakrauch induziert. Deshalb benötigen auch Raucher eine 20-30% höhere Theophyllindose als Nichtraucher.Daneben gibt es auch Medikamente wie z.B. orale Kontrazeptiva, Cimetidin, Ciprofloxacin, Disulfiram und Grepafloxacin, welche den Metabolismus von Koffein hemmen und damit zu koffeinbedingter Schlaflosigkeit, Tachykardie und Zittern führen können.
Aber Interaktionen sind nicht auf Kaffee, Tee, Alkohol oder Nikotin beschränkt. Auch in so gesunden Lebensmitteln wie Milch, Brokkoli oder Grapefruit kann Gefahr lauern, wenn man sie zusammen mit bestimmten Medikamenten einnimmt, die dann nicht mehr optimal, in Extremfällen sogar überhaupt nicht mehr wirken.