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2007 stand im Zeichen des Hopfens


2007 stand im Zeichen des Hopfens

Vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg wurde der Hopfen (Humulus lupulus L.) zur Arzneipflanze des Jahres 2007 gewählt.

Die Frage liegt nahe: Warum gerade der Hopfen? Eine hohe Auszeichnung, die einer jungen Arzneipflanze - die antike Medizin verwendete ja den Hopfen nicht -  und vor allem Biertrinkern bekannten Kulturpflanze verliehen wurde. Sie werden sehen, zu Recht.
 

Das „gehopfte“ Bier – eine Erfindung der Mönche
 

In der frühmittelalterlichen Klosterkultur gab es zwar bereits Hopfengärten, aber die Mönche und Nonnen nutzten das Rankengewächs nicht medizinisch, sondern nur zur Konservierung von Getränken. Wie kam nun der Hopfen ins Bier?
 

Bier, oder besser gesagt bierähnliche Getränke, gibt es schon seit dem Zeitpunkt an, ab dem  der Mensch sesshaft geworden ist und Ackerbau betrieben hat. Der Überschuss des Getreides wurde damals durch Vergärung in „Bier“ umgewandelt. Mit dem heutigen Begriff von Bier hatte dieses Getränk freilich nichts zu tun.
 

Bis ins Mittelalter war „Bier“ eines der wichtigsten Arzneimittel, diente doch sein Alkoholgehalt als Trägermedium verschiedener Heilkräuter und Zusatzstoffe, welche dem Getränk beigegeben wurden. Unter anderem auch Bilsenkraut, Wacholder, Rosmarin, Wermut oder Hanfblätter. Die bewusstseinserweiternde und rauschauslösende Wirkung lag auf der Hand und sie wurde auch gerne bei vielen magischen Praktiken „genützt“. Es war nun die katholische Kirche, die dem Ganzen ein Ende bereitete und den euphorisierenden Hanf im Bier durch den dämpfenden Hopfen ersetzte. Somit war auch der Biergenuss besser mit dem Leben im Kloster zu vereinbaren. Das „gehopfte“ Bier ist also eine Erfindung der Mönche.
 

Um Bierpanschern ein Ende zu setzen, erließ am 23. April 1516 Bayernherzog Wilhelm IV. das für uns alle bekannte und viel zitierte Reinheitsgebot: Ab diesem Zeitpunkt durfte nur mehr Wasser, Gerstenmalz und Hopfen zur Biererzeugung verwendet werden. (Die Bierhefe, der vierte Bestandteil, war damals noch nicht bekannt. Die Gärung des Biers erfolgte weitgehend über die in der Raumluft enthaltenen „wilden“ Hefen.) Somit war der Platz des Hopfens im Bier gesichert und ist bis heute besiegelt.
 

Schlafförderer Hopfen

Erstmals beschrieb der in Spanien lebende arabische Arzt Abdullah Ibn al-Baytar (1197-1248) die schlaffördernde Wirkung des Hopfens. Aber auch Hildegrad von Bingen und Albertus Magnus deuteten an, dass der Hopfen müde macht: Die Äbtissin meinte, er erzeuge „Melancholie“, und der gelehrte Regensburger Bischof schrieb, dass Hopfen einen schweren Kopf mache.
Für Christof Wilhelm Hufeland (1762-1836), der zu den bedeutendsten Ärzten der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zählt, ist der Hopfen ein Bittermittel für die Verdauung und ein Nervenmittel zur Beruhigung. Der ebenfalls berühmte Clarus empfiehlt 1864 in seinem „Handbuch der speziellen Arzneimittel“ den Hopfen gegen Appetitlosigkeit bei Magenkatarrhen, für die Magenschleimhaut und bei Schlaflosigkeit.

Im 20. Jahrhundert etablierte sich der Hopfen dann als pflanzliches Beruhigungsmittel, vor allem in Verbindung mit der Baldrianwurzel. „Klinische Prüfungen der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass diese Kombination in der Behandlung von Unruhezuständen und Einschlafstörungen sinnvoll ist“, so der Würzburger Studienkreis. 

Hopfenzapfen.jpg

Bildquelle: www.kup.at

Zum Preisträger selbst

Zur Anwendung kommen die ganzen, zwei bis vier Zentimeter langen, grünlich-gelben weiblichen Blütenstände des Hopfens, die Hopfenzapfen  = Lupuli Flos, auch Lupuli strobulus, Strobuli Lupuli genannt.

Gerne werden Hopfenzapfen mit Baldrianwurzel, Passionsblume oder Melisse kombiniert und stellen damit eine wertvolle Hilfe bei leichten Ein- und Durchschlafstörungen dar. Diese Kombinationen finden Sie in zahlreichen Teemischungen oder verarbeitet in pflanzlichen Arzneimitteln.

Für die dämpfende Wirkung des Hopfens scheint 2-Methyl-3-buten-2-ol, das Abbauprodukt der Bitterstoffe Humulon und Lupulon, verantwortlich zu sein.

Durchaus erwähnenswert ist die antibakterielle und antimykotische Wirkung verschiedener Bestandteile der Hartharzfraktion. Hopfen wurde in früheren Zeiten also nicht zu unrecht als Konservans benützt.

Aufgrund von Zyklusstörungen, die bei Hopfenpflückerinnen aufgetreten sind, wurde man auf östrogenartig wirkende Substanzen des Hopfens, die Phytoöstrogene, aufmerksam.
Hopfenbittersäuren sollen die Magensaftsekretion stimulieren; im Tierversuch zeigen alkoholische Hopfenextrakte zudem auch stark krampflösende Wirkungen.


Rund um Xanthohumol, einem Flavonoid, wird derzeit viel geforscht. Als potentes Antioxidans scheint es in viele Stadien der Krebsentstehung eingreifen zu können. Dazu lieferte eine Forschergruppe um Dr. Clarissa Gerhäuser und Dr. Norbert Frank im deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg grundlegende Arbeiten, wofür sie auch 2003 mit dem Phoenix-Wissenschaftspreis in Frankfurt ausgezeichnet wurde. Zahlreiche Studien und Untersuchungen rund um Xanthohumol waren und sind die Folge.

Gratulation an den würdigen Preisträger!  

 Falls Sie sich mit dem Thema „Bier“ genauer beschäftigen wollen unser Buchtipp:

Jungbrunnen Bier – Gesunder Genuss von Univ.-Prof. Dr. med. Manfred Walzl, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie an der Landesnervenklinik in Graz, und Mag. Michael Hlatky, Autor und Herausgeber bereits mehrerer Bücher zum Thema Bier. Wien: Verlagshaus der Ärzte, 2004; ISBN 3-901488-42-1 

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