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Erektile Dysfunktion: Männerkraft aus Pflanzensaft?

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Die Frage nach einem Potenzmittel war früher besonders in christlich geprägten Ländern ein Tabu. Erst mit der Einführung der "Potenzpille" Viagra wurde die erektile Dysfunktion ein viel diskutiertes Thema. Dies öffnete in der Folge einer Vielzahl von diversen "Alternativ-Präparaten" Tür und Tor. Manche scheinen tatsächlich einen positiven Effekt hervorzurufen.

Die Viagra-Alternativen, die heftigst über das Internet be-worben und vertrieben werden, beruhen zumeist auf pflanzlicher Basis. Angeboten werden Monopräparate ebenso wie Kombinationspräparate. Letztere enthalten Extrakte verschiedener Pflanzen kombiniert mit zum Teil abstrusen Bestandteilen wie z. B. dem Bast von Rehgeweihen. Ein gewisses Problem stellt die Qualitätsbeurteilung dar, die Identifizierung der verwendeten Pflanzen ist nicht immer einfach und zum Teil auch nicht gewährleistet. Die am Verkauf interessierten Firmen stellen stets den Ursprung aus der Natur in den Vordergrund, wodurch das Fehlen jeglicher Nebenwirkungen suggeriert wird, und sprechen von zahlreichen Studien an Patienten, die eine entsprechende Wirkung belegen sollen. Aber halten diese Versprechungen einer wissenschaftlichen Überprüfung stand?
 

Aus heimischen Wäldern und Wiesen ...

Seit Jahrhunderten stehen einheimische Pflanzen im Ruf, positive Einflüsse auf das "Liebesleben" aufzuweisen. Belege für deren Wirksamkeit sind dürftig, konkrete Studien existieren nicht. Allerdings wären sexuell stimulierende Wirkungen aufgrund gewisser Inhaltsstoffe denkbar: zentrale Effekte der Alkaloide der Alraune (Mandragora officinalis) sowie über das limbische System durch einen Duftstoff aus der Trüffel, oder über eine Reizung des Urogenitaltrakts durch verschiedene ätherische Öle, z.B. Liebstöckel (Levisticum officinale), Allermannsharnisch (Allium victorialis), Meerrettich (Armoracia rusticana) und Sellerie (Apium graveolens).

Für das Knabenkraut (Orchis sp.) liegen Tierversuche vor, die eine sexuelle Stimulierung von Ratten zeigen. Hinweise auf potenzielle Wirkstoffgruppen wie Alkaloide oder Flavonoide, die möglicherweise über einen antioxidativen Effekt den Androgenlevel verändern, sind allerdings rein spekulativ.
 

... und aus fernen Ländern

Zu den Drogen, die vor allem aus dem lateinamerikanischen Raum nach Europa gelangten, zählen Damiana (Turnera diffusa), Maca-Wurzel (Lepidium meyenii) und Muira puama, das Potenzholz (Ptychopetalum olacoides). Versuche an Ratten oder Mäusen zeigen für alle drei genannten Pflanzen sexuelle Stimulierung. Humanstudien sind nur für Maca-Wurzel und Muira puama angegeben, wobei aber die Studie mit Maca-Wurzel lediglich die geringe Zahl von neun (!) Probanden aufweist und eine andere, die am Institut für Sexologie in Paris mit Muira puama durchgeführt wurde, nicht in der referierten Literatur aufscheint. Das aus der Rinde des afrikanischen Baumes Pausinystalia yohimbe stammende, lang bekannte Alkaloid Yohimbin scheint in Kombination mit einer NO-aktivierenden synthetischen Substanz Heilpotenzial bei der Therapie der erektilen Dysfunktion zu besitzen. Dafür spricht eine Reihe von gut designten klinischen Studien. Ebenso gut belegt sind die Wirkungen des aus China stammenden "Stärkungsmittels" Ginseng (Panax ginseng). Entsprechende Versuche am Tiermodell lassen darauf schließen, dass Ginseng bei Anreicherung von Radikalen die Freisetzung von NO fördert und somit zur Relaxation des Corpus cavernosum führt. Ebenfalls aus der chinesischen Kräuterheilkunde stammen die Früchte von Schisandra: die Bewerbung diverser Kombinationspräparate mit beschriebenen Effekten auf das "Gute-Laune-Zentrum" im Gehirn zur Verbesserung sexueller Lustlosigkeit scheint etwas fragwürdig, zumal in der Monographie der American Herbal Pharmacopoea keine aphrodisierende Wirkung für den chinesischen Limonenbaum erwähnt ist. Belegt sind lediglich antioxidative Effekte, die sich günstig bei kardiovaskulären Erkrankungen auswirken, neben tonisierenden hepatoprotektiven und adaptogenen Wirkungen. Dieses ist neben vielen anderen ein schönes Beispiel für "gepriesene Wundermittel" in der Indikation als Aphrodisiakum, entsprechende Belege dafür in der referierten Literatur sind jedoch äußerst dürftig.
 

Skepsis ist angebracht

Es existieren also ansatzweise Fakten, die Wirksamkeit belegen, und zwar vor allem dort, wo Extrakte zur Behandlung von bloßer Impotenz eingesetzt werden. Entsprechende Tiermodelle stehen zur Verfügung, die zum Teil viel versprechende Hinweise geben. Es wäre höchst wünschenswert, diese Effekte auch an humanem Gewebe zu bestätigen und den dahinterstehenden Wirkungsmechanismus aufzuklären. Die aphrodisierende Wirkung hingegen umfasst wesentlich mehr als nur die Steigerung männlicher Potenz. Die Prüfungen sollten in breit angelegten Studien am Menschen mit gut durchdachtem Studiendesign erfolgen. Publikationen dieser Art in namhaften Journalen sind nur sehr selten anzutreffen. Aus diesem Grund und auch wegen der zum Teil nicht gesicherten Qualität diverser Produkte sollte der Flut an beworbenen Präparaten mit gesunder Skepsis gegenüber getreten werden.

Autor: Mag. pharm. Dr. Sabine Glasl, Institut f. Pharmakognosie, Wien
Quelle: Foliaca, Jahrgang 7, Heft Nr. 8/2003, Seite 8

 
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