ALLGEMEINES
Die Rosskastanie, ursprünglich im Süden beheimatet, in Griechenland, Mazedonien, Türkei, kam im 16.Jahrhundert wieder zu uns nach Mitteleuropa. Sie verbreitete sich über Prag, Wien, Paris bis nach Skandinavien. Sie kann bis 30 Meter hoch werden. Sie ist ein beliebter Alleebaum und ist als schattenspendender Baum auch in Biergärten zu finden. Die Rinde des Baumes ist grobrissig und graubraun. Der Stamm zeigt häufig einen Drehwuchs. Die rötlich bis dunkelbraunen Winterknospen sind bis 3 Zentimeter groß und sehr klebrig. Die Blätter haben 5 bis 7 Finger. Die Blüten („Kerzen“) sind rispenartig und weiß und blühen im April und Mai. Die einzelnen Blüten sind zwittrig oder männlich. Die Krone ist fünfzählig, die Kronblätter haben in der Mitte ein hellgelbes Farbmal, das später orange und rot wird. Nur die Blüten mit dem gelben Farbmal werden von Bienen und Hummeln angeflogen. Man findet 5-9 Staubblätter, die aus der Krone herausragen. Die Früchte gibt es im September. In der gelbgrünen Stachelkapsel sitzen 1 bis 2 glänzende rötlich braune Samen, die für den Menschen ungenießbar sind.
Der Name ROSSKASTANIE stammt wahrscheinlich daher, dass man sie früher bei Wurmerkrankungen und als Heilmittel für Husten bei Pferden dem Futter beimischte. In der Volksmedizin beliebt war auch das Tragen von Kastanien in der Tasche. Man sollte dadurch vor Rheuma und Gicht verschont bleiben.
Zur Anwendung kommen vor allem standardisierte Trockenextrakte aus den Samen. Hauptwirkstoff ist Aescin, ein Gemisch aus Triterpensaponinen. Die Wirkung ist ödemvermindernd, gefäßabdichtend (vermutet wird auch, dass die ödemprotektive Wirkung dadurch zustande kommt, dass Aescin an den Endothelien der Kapillaren angreift und diese vor Schädigungen schützt). Aescin hemmt die körpereigene Produktion von Entzündungsstoffen und erhöht die Fließeigenschaften des Blutes. Auch Polysaccharide, Flavonoide (Quercetin) und Gerbstoffe sind in den Samen enthalten. Cumarinderivate sind nur in Auszügen aus Rinden, Blättern oder Blüten enthalten.
Anwendungsgebiete sind Venenschwäche mit Schmerzen und Schweregefühl der Beine, entzündliche und posttraumatische Ödeme, Schwellungen der Beine, Ulcus cruris, Krampfadern, Besenreiser, Hämorrhoiden und Frostbeulen. Durch Studien ist belegt, dass Aescin die Schwellungen ebenso gut wie eine Kompressionstherapie vermindern kann.
In der Homöopathie wird Aesculus für Hämorrhoiden verwendet mit Schmerzen im unteren Rückenbereich, entlang der Wirbelsäule und dem Gefühl von Vollheit, als wäre der After voll kleiner spitzer Holzstücke. Die Schmerzen sind stechend, reißend, splitterartig, im Lenden- und Kreuzbeinbereich dumpf. Menschen, die Aesculus brauchen, sind depressiv, reizbar und können sich schlecht konzentrieren.